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13.3.2 Die kleine Diode

Erstellt: ab 2005



Ein elektronisches Märchen.


Es war einmal eine kleine Diode. Die schlummerte in ihrer Verpackung und ließ es sich gut gehen. Sie dachte immer, dass sie eine von diesen standard LEDs war, die es überall gab. Aber sie sagte sich, das ist nun einmal so, und in ihrer Verpackung würde es ihr schließlich auch gut gehen.

So gingen die Jahre dahin und die kleine Diode verstaubte ein wenig. „Nun ja“, sagte sie sich, „wenigstens bin ich nicht eine von diesen 3mm-LEDs oder gar eine von denen, die mit wenig Strom laufen...“. Sie war eben eine ganz normale, grüne 5mm-LED. Manchmal dachte sie, wie es wohl wäre, wenn sie eine von diesen ultrahellen neumodischen, blauen LEDs wäre. Sicherlich, man würde sie bestimmt beachten, aber andererseits würde sie auch von jedem begutachtet werden, ob sie auch wirklich die volle Lichtleistung bringen würde. Nein, nein, das war schon gut so, dass sie eine ganz normale grüne 5mm-LED war.

Eines Tages ging ein Knistern durch ihre Kunststoffverpackung. Wer mochte das wohl sein ? Neugierig sah sie auf.

„Guten Tag“, sagte ein höflicher, gut aussehnder Herr mittleren Alters. „Ich bin der Herr Transistor und würde Sie gern zu einer Platine einladen."

Die kleine LED war aber vorsichtig. Von ihrer Freundin, der Siebensegmentanzeige hatte sie erfahren, wie stürmisch Herr Strom werden konnte. Ihrer Freundin wäre beinahe ein Element durchgebrannt. Also sagte die kleine LED : „Nein, Herr Transistor, sie wissen doch, wie stürmisch sie sein können, sie würden mich verbrennen !“

„Ach was“, erwiderte der Transistor, ich bin schon mit der Spule von nebenan auf der Platine gewesen und da ist gar nichts passiert“.


"Jaja", dachte die Diode. "Die Spulen haben es leicht. Wenn sie Ihre Energie abgeben kann man es noch nicht einmal sehen. Aber was soll ich denn sagen ? Bei mir sieht man es immer gleich, wenn ich mich mit einem Transistor verabrede. Daher bin ich immer vorsichtig."


Inzwischen wurde der Transistor ungeduldig und bedrängte die Diode, mit ihm doch auf die Heidepatine zu gehen. Verzweifelt sagte die Diode: „Nur, wenn ich meinen Freund den Widerstand mitbringen darf. !“. „Aber klar doch“ , sagte der Transistor. „Bringen Sie ihn nur mit, es wird bestimmt interessant.“

„Na gut“, sagte die LED, bis morgen dann auf der Platine.

Am nächsten Tage zog die Diode ihr schönstes günes Kleid an und ging los, um den Widerstand abzuholen. Dieser war aufgeputzt wie ein Pfau. Seine Kravatte war kunterbunt gestreift und seine Anschlüsse glänzten. Beide unterhielten sich prächtig auf dem Weg hin zur Heideplatine.


An der Heideplatine angekommen hörten sie schon den Sound des vollgeladenen Solarakkus wummern. „Wusste ich es doch !“ sagte der Widerstand. „Der Transistor wusste ganz genau, dass heute der Solarakku zum Tanz aufspielt !“. „Aber nicht mit mir !“. „Ich habe nämlich vorher den Akku beobachtet und angehört, welche Spannung heute gespielt wird.“


Er putzte ein wenig am orangenen Streifen herum und hüstelte. „Da habe ich mich natürlich vorbereitet und dafür gesorgt, dass der Transistor nicht zu übermütig wird.“ „Lass uns auf die Platine gehen und eine schöne gemütliche Reihenschaltung machen.“ Zögernd folgte die LED dem Widerstand auf die Platine. Dort wartete schon der Transistor voller Ungeduld, angeregt durch die wummernde Spannung des Akkus.



„Ja, Donnerwetter, Herr Widerstand ! Sie hier in diesem Anzug ! Das hätte ich nicht erwartet.“ Der Transistor war überrascht und erstaunt zugleich. Der Widerstand hatte sich genau passend zur Spannung des Akkus angezogen. „Und Sie, Frau LED, schön anzusehen wie eh und je“. „Das sieht ja nun ganz nach einer gemütlichen Reihenschaltung aus.“ Etwas verwirrt ging  Herr Transistor  den beiden  vorraus  zu den Leiterbahnen.

Die LED wurde langsam ruhiger und fasste den Widerstand trotzdem fest bei der Hand. Sie setzten sich auf den Masseanschluss und der Transistor bestellte einen Pluspol für alle.

Die Diode leuchtete den ganzen Abend herrlich grün und dem Widerstand wurde ganz warm ums Herz. Der Transistor vergaß, dass er sonst immer so redseelig war und bestelle einen Pluspol nach dem anderen. Schließlich kamen dann auch der Herr Widerstand und der Herr Transistor ins Gespräch und die kleine Diode freute sich, den Herrn Transistor einmal so erleben zu können.

So saßen sie alle in einer gemütlichen Reihenschaltung auf der Platine und genossen den Abend, bis die Sonne versank und der Akku die letzte Spannung spielte.

Es wurde eine herrliche Notbeleuchtung.

Als der Widerstand die Diode später nach Hause brachte, sagte er stolz zu ihr:

"Ich habe viele Freunde."
"Wenn wir uns alle parallel schalten, kann uns der Strom nichts mehr etwas anhaben...".

Da umarmte er die Diode noch einmal herzlich und ging in die Nacht hinaus.





Viel Spaß,


Euer




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