Zurück zum Menü 13 13.3.10 Von einer Freundin, einer Taschenlampe und einem Nachtfalter Heike und die Wunderlampe. Erstellt ab 03.10.2019 |
Ich hatte eine liebe Freundin
und wir verstanden uns sehr gut. Ich ludt sie
eines Tages mit ihrer Tochter zu meiner Hütte im
Wald ein und wir hatten wunderbare Sommerabende.
Was ich aber vorher nicht wusste: Meine Freundin war nachtblind. Wenn es abends dämmerte und ihre Tochter und ich noch gut sehen und gehen konnten, war für meine Freundin schon längst stockdunkle Nacht geworden. Zuerst traute sie sich gar nicht aus der Hütte heraus, weil sie ja draußen in der Dämmerung nichts mehr sah. Aber ich konnte meine Freundin ganz behutsam überreden, mit mir zusammen, Hand in Hand und unter meiner vollen Unterstützung im Freien einen kleinen Spaziergang zu machen. Auf einmal blieb meine Freundin stehen und schaute nach oben in die Sterne und sagte: "Oh, wie wundervoll, da ist
ja alles voller Sterne."
Ich war verwundert, denn
sie sah ja die vielen beleuchteten Fenster
der anderen Hütten nicht. Ja, sie sah noch
nicht einmal eine riesige Straßenlaterne,
unter der wir hindurch spazierten, obwohl
diese Laterne in einem "brutal hellen",
leicht bläulichen Neonlicht hernieder
strahlte.
Da meine Freundin von Beruf Agraringenieurin war und mit wissenschafltichen Aspekten also sehr vertraut war, erzählte ich ihr von meinen Gedanken: "Wieso siehst du die
Sterne dort hinten, aber diese riesige
Straßenlaterne dort drüben nicht ?"
"Könnte das daran
liegen, dass die Sterne ja entfernte
Sonnen sind, die alle Spektralfarben
beinhalten ?"
Sie überlegte, schaute in die Sterne, sagte "schön ...", schaute in Richtung der Laterne und sagte: "alles schwarz". Ich fragte sie, ob
sie gewillt sei, mit mir ein paar
einfache Spektral-Experimente
durchzuführen. Sie war neugierig
geworden und sagte zu, meinte aber:
"Dazu sind doch nicht etwa Spaziergänge
im Dunkeln nötig ?"
Sie hatte ein wenig
Angst.
Ich konnte ihr
diese Angst nehmen und erklärte ihr
die Funktion von RGBW-LEDs, mit
denen man per 4-Kanal-PWM fast
jedwede additive Spektralfarbe im
sichtbaren Spektrum des Lichts
herstellen könne. Weiterhin
garantierte ich ihr dass keinerlei
Experimente draußen im Dunkeln nötig
würden.
Sie war
neugierig geworden und sagte zu.
Ich freute mich und baute die entsprechende PWM-Steuerung in RGB-Technik auf. Den "Key", das "W" (weiß) ließ ich weg, denn ich könnte ja damit das Ergebnis aus Versehen verfälschen. Dann saßen
wir wieder eines Tages bei
meiner Freundin draußen am
Gartentisch und grillten schön
und die Tochter meiner Freundin
war sehr gespannt auf das nun
folgende Experiment.
Ich sagte zu
der Tochter:
"Wir spielen heute mit deiner Mama Farben gucken. Machst du mit ?" "Au ja, wie geht das Spiel ?" rief sie und setzte sich an den Tisch. Ich
erklärte den beiden das
Experiment:
"Nun, wir grillen schön, bis die Dämmerung herein kommt. Und dann hole ich meine Spezial-Taschenlampe hervor und dann schauen wir mal wie deine Mama damit im Dunkeln gucken kann." Meine Freundin und auch ihre Tochter hatten nun gar keine Angst mehr und willigten ein und wir ließen und unser Grillgut schmecken, denn es war ja noch lange hell. Es wurde ein wundervoller Sommerabend und Placebo-Effekte (wie etwa Angst) waren uns so fremd wie nie. Ich holte bei beginnender Dämmerung meine selbst gebaute RGB-Taschenlampe hervor und zeigte sie zuerst der Tochter meiner Freundin. Die schaute sich die kleine Platine mit einem Quadrat aus RGB-LEDs darauf sehr interessiert und lange an und sagt zu mir: "Sowas
kannst du bauen ?"
"Was bedeutet das ?", fragte
meine Freundin noch etwas
durch das geglückte
Experiment beeindruckt. Ich
erwiderte, dass ich nun in
der Lage wäre ihr eine
sepzielle Taschenlampe zu
bauen, mit der sie auch
selbstständig abends im
Dunkeln aus dem Haus gehen
könne."Ja. Ich bin ja von Beruf Elektroniker. Da muss man sowas sogar bauen können." "Ach, interessant, ich möchte aber lieber Tierärztin werden", rief die Tochter. "Da wünsche ich dir viel Erfolg auf dem Weg dort hin", sagte ich. Die
Mama, meine Freundin,
räusperte sich und
meinte sie würde so
langsam nichts mehr
sehen.
Ok, ich begann also mit allen gemeinsam das Experiment: Ich leuchtete mit der RGB-Taschenlampe auf ein Stück weißes Papier und begann, die Farbe Rot langsam hochzudimmen. "Ich sehe nix", sagte meine Freundin und die Tochter meinte "Ach Mama, das ist die Farbe Rot". Ich dimmte Rot wieder herunter und dimmte blau etwas hoch. "Oh", rief meine Freundin, "jetzt hast du wohl Gelb an ?" "Ach Mama", rief die Tochter "das ist knalliges Blau, wie bei dem Blaulicht bei der Feuerwehr". Jetzt dimmte ich Blau wieder herunter und dimmte Grün langsam hoch. "Boah",
rief meine Freundin,
"ich kann sehen",
alles weiß, schönes,
gutes Weiß, leicht
gelblich.
"Hey", rief ich, "Experiment geglückt, Du kannst im Dunkeln grünes Licht sehen !" "Los,
mach !", rief sie und
freute sich sehr auf die
Taschenlampe.
Ich bekam einen dicken Kuss von meiner Freundin. Also
setzte ich mich einen
Nachmittag hin und
schaute im Datenblatt
der RGB-LED nach, welche
Wellenlänge die grüne
LED darin wohl hat. Und
siehe da, es war
ziemlich genau die selbe
Wellenlänge, die normale
grüne LEDs haben,
nämlich rund 525
Nanometer. Ich wählte
ein 10er Päckchen
ultralhelle, grüne LEDs
bei www.pollin.de aus
und lötete sie mitsamt
der nötigen
Vorwiderstände auf eine
quadratische
Lochrasterplatine und
klebte diese Platine auf
ein Batteriegehäuse mit
Schalter.
Fertig
war die
Spezial-Taschenlampe.
Beim
nächsten
Grillabend
präsentierte ich
in der
Abend-Dämmerung
die fertige
Taschenlampe.
Meine Freundin
war begeistert
und leuchtete
wie ein kleines
Kind mit dem
grünen
Lichtstrahl
herum und freute
sich jedesmal,
wenn sie im
Dunkeln eine
Sache erkannte:
"Oh,
guck' mal,
dahinten
stehen
Fahrräder."
"Uih, dort ist da der Busch an der Ecke, sieht interessant aus, im Dunkeln." "Kuck mal hier, hier liegt noch eine vergessene alte Chips-Tüte im Gebüsch" Ich schenkte meiner Freundin die Taschenlampe. Fortan
war grünes
Licht meine
Lieblingsfarbe
geworden und ich
stellte die
meisten meiner
RGB-LED-Lampen
in meiner
Wohnung auf
grünes Licht zu
Ehren meiner
Freundin und aus
Freude über das
geglückte
Experiment ein.
Später erkannte ich auch noch, dass die abendlichen "Flatterviecher" wie Nachtfalter und so weiter nicht von grünem Licht angelockt werden und man weitestgehend Ruhe hat, wenn man abends im Sommer seine Wohnung in Grün beleuchtet. Außerdem ist grünes Licht recht angenehm, wenn man sich die Lichtintensität per PWM angenehm einstellt und etwas herunter dimmt. Der Effekt mit den Nachtfaltern und dem grünen Licht ist aber schon länger bekannt, wie ich aus dem Internet erfuhr. Das grüne Licht hat offenbar keine große Wirkung auf die Phototaxis der Nachtfalter. In
jenem Jahr
hatte ich auch
den Eindruck,
dass auch
weniger
Stechmücken in
meiner Wohnung
anzutreffen
waren.
Auch heute noch (etwa ein Jahr später) denke ich noch oft an meine Freundin und an die Experimente, die richtig wissenschaftlich waren und zu einem so eindeutigen Hilfsmittel für Nachtblindheit geführt haben. Um meine einzige weiße Lampe in meiner neuen Wohnung tanzte gestern eine einsame Motte. Ich fing sie und setzte sie nach draußen zurück. Dorthin, wo sie auf dem Balkon meine grüne Lampe nicht stört und sie sich wieder gut an den Sternen und am Mond orientieren kann. Ich denke oft zurück.
Ob
sie da oben im Himmel
wohl auch eine grüne
Lampe braucht ?
(Heike S. anno 2018 am LIDO-Strand in Wesendorf.) In memoriem. Mach's gut "da oben", Heike. Wir hatten eine tolle Zeit. Danke für alles. Fühle in dich hinein. Ich
wünsche allen Lesern
gute, wissenschaftliche Aha-Effekte. |
|