Meine
Freundin Verena und ich
trinken abends ab und zu ein
Glas Wein. Auch ein Likörchen
darf es hin und wieder sein.
Eines
Tages quetschten wir uns
durch die recht engen Gänge
eines EDEKA-Marktes, um
etwas zum Grillen zu
kaufen. Dabei entdeckten wir
einen Wein, der in bauchige
1-Liter-Flaschen
abgefüllt war. Diese Flaschenform
machte uns neugierig und wir
legten eine Flasche des
Weines zum Probieren in den
Einkaufswagen.
An einem schönen Sommerabend
saßen wir an meiner Wochenendhütte
auf T3 und genossen
den Wein, der uns auch sehr
gut mundete. Schon bald war
die Flasche leer und
Verena hole eine kleine,
mitgebrachte Lichterkette
mit einem Kunststoffkorken
(in dem die Knopfzellen für
die LEDs verbaut waren)
hervor und ließ die LED-Lichterkette
in die inzwischen trockene
und saubere Flasche gleiten.
Es war schon Abend geworden
und wurde langsam dunkel.
Sehr schön leuchtete ein Gewusel
aus kleinen, grünen LEDs
in der Flasche, die wir auf
den ebenfalls gläsernen
Campingtisch gestellt
hatten. So hatten wir die Weinflasche
in eine kleine Deko-Lampe
umfunktioniert.
Aber das Glück währte nicht
lange und die kleinen AG13-Knopfzellen
(3 Stück in Reihe) waren verbraucht.
Es war schon etwas
enttäuschend, dass die
Brenndauer der
LED-Lichterkette doch eher kurz
war.
Also nahmen wir die leere
Weinflasche mit zu
unserer Wohnung und stellen
sie dort erstmal auf den Terrassentisch.
Auf einem Streifzug durch
HADI (einem regionalen
Schnäppchenmarkt) sah ich
per Zufall kleine Päckchen
mit Ersatzdochten
für Campingzwecke auf einem
„Grabbeltisch“ liegen. Mir
fiel die schöne runde
Weinflasche auf dem
Terrassentisch ein und ich
ging auch gleich hinüber zu
den Regalen, um nach Lampenöl
zu schauen.
Docht +
Lampenöl + leere
Flasche = Öl-Lampe
Die
Idee, eine Öl-Lampe
aus einer alten
Flasche zu basteln war
geboren. :-)
Zuhause angekommen hatte ich
auch gleich die Möglichkeit
erkannt, einen Lampenschirm
selber zu drucken.
Seit ein paar Monaten
nämlich bin ich stolzer
Eigentümer eines
Elegoo-Mars-Pro-3D-Druckers.
Dieser Drucker druckt mit Harz,
welches bei Bestrahlung mit
UV-Licht aushärtet.
Also setzte ich mich eines
Abends in meine Werkstatt
und begann, eine erste
Idee mit meinem gemieteten
3D-CAD-Progamm
SelfCAD zu zeichnen.
Während
ich so zeichnete überlegte
ich mir, den Dochthalter
aus einem Stück M10-Gewindestange
selber anzufertigen.
Dazu schnitt ich ein
etwa 4cm langes
Stückchen von der
Gewindestange ab,
spannte es in meine
kleine C1-Drehbank
(Westfalia) und bohrte
axial eine 5mm-Bohrung
hinein. Nachdem ich
alles schön entgratet
hatte, drehte ich eine M10-Gewindemutter
auf das
„Gewinderöhrchen“ und
fixierte diese Mutter
bündig an dem einen Ende
mit Schraubensicherungsmittel.
Ich probierte den Sitz
dieses Konstrukts im Flaschenhals
der Weinflasche, aber
die M10-Mutter
passte nicht hinein.
Daher drehte ich die
Mutter noch passend auf
der Drehbank kleiner.
Jetzt probierte ich, den
Docht durch die
Bohrung zu
bekommen, aber das war
fast unmöglich. Der
Docht hatte einen
Außendurchmesser von ca.
6mm und meine
Bohrung hatte ich mit
5mm gebohrt. Ich
hatte das extra so
gemacht, damit der Docht
etwas klemmt und
hinterher im Betrieb der
Lampe nicht heraus
rutscht. Jetzt
stellte sich also das
Problem: „Wie quetsche
ich den Docht in die
Bohrung ?“
Die Lösung war ein
Stückchen passenden Schrumpfschlauches.
Diesen Schlauch steckte
ich etwa zur Hälfte
auf das Ende des
Dochtes, so dass das
andere Ende des
Schrumpfschlauches
leer blieb. Nach
dem Erhitzen schrumpfte
sich der Schlauch an dem
einen Ende schön fest
auf den Docht und
das leere Ende
schrumpfte deutlich
kleiner als die 5mm
der Bohrung zusammen. So
erhielt ich also eine „Einführungsspitze“
und die Montage des
Dochtes ging dann auch
recht flott von der
Hand.
Und fertig:
Diese so entstandene
Dochthalterung konnte
ich nun durch eine gedruckte
Bohrung im
Lampenschirmfuß stecken
und mit einer zweiten
M10-Gewindemutter
fest verschrauben. Das
kann extrem haltbar werden,
wenn man auch die zweite
Mutter mit etwas Schraubensicherungsmittel
anschraubt.
Der Lampenschirmfuß
und der eigentliche Lampenschirm
werden nun zusammengeklebt.
Hierbei hat sich Sekundenkleber
(Cyan-Acrylat) sehr gut
bewährt. Sekundenkleber
klebt das Druckharz „wie
Teufel“. Es entsteht
dann eine „Lampenkopf-Einheit“
mit Dochthalterung und
Docht.
Die
ersten Lampenkopf-Einheiten
waren so beschaffen,
dass ich den
Lampenfuß einfach
locker (ca.
0,5mm bis 1mm Luft
zwischen Druckobjekt
und Flaschenhals)
über den
Flaschenhals stülpte.
Damit das nicht so
kippelte, war es
nötig, den Lampenfuß
so lang wie
möglich zu
drucken.
Zeitgleich
kam ich auf die
Idee, den
Lampenfuß mit
ein paar
Formen
(hier:
Bohrungen) zu
verzieren.
Verena
spendierte der
Lampe noch einen
Holz-Stern
zur Zierde.
Später war mir
die gestülpte
Lampenkopf-Einheit
aber irgendwie zu
wackelig.
Daher versuchte
ich, an den
Lampenfuß eine
Art Klemmung
zu drucken.
Der erste Versuch
bestand einfach
aus vier innen
liegenden
Noppen,
die sich auf den
Flaschenhals
drücken sollten.
Es zeigte sich
aber, dass diese
Noppen eine Handhabung
beim Nachfüllen
der Flasche
(Kopf abziehen)
sehr
erschwerten, da
sie stark
klemmten.
Also setzte ich
die Noppen auf federnde
Zungen,
die ich schön
symmetrisch in
den Lampenfuß eindruckte.
Aber diese „Feder-Noppen-Zungen“
waren leider
sehr enttäuschend,
denn
einerseits
konnte man den
Lampenfuß
jetzt
einwandfrei
auf den
Flaschenhals
„aufklicksen“,
aber
andererseits
nur ein paar
mal, da die
Federzungen sehr
leicht
brachen.
Das Druckharz
ist für
solcherlei
Anwendungen
einfach zu
hart und zu
spröde.
Zwar habe
ich im Handel
schon ein Harz
gesehen,
welches flexibel
aushärtet,
aber das gab
es nicht in transparent.
Nun könnte ich
zwar den
Lampenfuß in schwarz
drucken und
den Schirm
transparent,
jedoch müsste
ich dann das Druckbett
jeweils beim
Harzwechsel
komplett akribisch
säubern,
oder ich
müsste mir zwei
Drucker
hinstellen.
Aber das lohnt
nicht wirklich
und wäre wohl
übertrieben.
Also sinnierte
ich über eine
Methode nach,
wenigstens das
Gewinde
eines
Flaschenhalses
irgendwie
nutzen zu
können, um den
Lampenschirm
einfach aufzuschrauben.
Wieder war es Verena, die mich auf
eine weitere
Idee brachte:
Nachdem wir
eines Abends
gemütlich eine
Flasche Amarula
geleert (und
dabei laut
Hersteller
einen Elefanten
gerettet)
hatten,
weichte Verena
wie stets die
Etiketten
ab,
trocknete die
Flasche,
stülpte das
goldgelbe
Bändchen
wieder über
den
Flaschenhals
und drehte
den Stöpsel
wieder auf die
Flasche.
Und
genau dieser
Stöpsel löste
die nächste
funktionierende
Idee aus:
Was
wäre, wenn ich
den nächsten
Lampenfuß so druckte,
dass dieser
Stöpsel genau
hinein
passen
würde ?
Nun,
ich begab mich
ans Werk, nahm
meinen
Mess-Schieber
und druckte
den Lampenfuß
passend zum
Amarula-Stöpsel.
Das
funktionierte
dann so, dass
ich in den
Schraubdeckel
der
Amarula-Flasche
ein 12mm
Loch
bohrte und die
Schaumdichtung
heraus fummelte.
In den Lampenfuß
druckte ich eine
Bohrung von
11mm
hinein, so dass
später bei der
Montage des
10mm Röhrchens
genügend Spiel
ist. Ich achtete
auch darauf, den
Lack von der Deckeloberseite
abzuschleifen,
denn der Deckel
sollte
zusätzlich verklebt
werden, damit er
sich bei der
Schraubbewegung
nicht löste.
Ein erster
Versuch mit Pattex
Universalkleber transparent scheiterte, weil dieser Kleber nach der
Aushärtung ein
wenig
geschmeidig
blieb. Bessere
Ergebnisse für
die Werkstoffe
„Blech“ und
„Harz“ erzielte
ich mit UHU-Hart
für Kunststoffe.
Dieser Kleber
härtete genau so
starr aus
wie das Druckharz
und schien daher
besser mit den
beiden recht
starren
Werkstoffen zu harmonieren.
So
entstand also
schließlich
der erste
richtige Amarula-Schraub-Lampenkopf,
der
aufgeschraubt
auch eine gute
Festigkeit
beim Transport
der fertigen
Öl-Lampe bot.
Für die
Versuche waren
drei
Flaschen
Amarula
nötig und
Verena und ich
genossen
es, diese
Flaschen zu
leeren und
dabei („so
ganz
nebenher“,
laut
Hersteller)
auch noch
weitere drei
Elefanten
gerettet
zu haben.
Aber
nicht nur die
Kleberauswahl
hatte so ihre
Tücken,
sondern auch
die
Beschaffenheit
von
Lampendochten:
Während die
weiter oben
erwähnten 6mm
Camping-Dochte
von HADI wohl
eine gute
Wahl
waren, da sie
gut saugten und
auch eine
ungefähre
Saughöhe von bis
zu 20cm
schafften, war
als 6mm
Lampendocht angebotene
Meterware (bei
Amazon bezogen)
der reinste Flop.
Obwohl die
beiden Dochte
auf den ersten
Blick völlig gleichartig
aussahen,
wies die
Meterware von
Amazon überhaupt
keine
nennenswerte
Saugkraft
auf. Die Flamme
glimmte nur im
Millimeterbereich
vor sich hin und
wies daher keine
Leuchtkraft auf.
Erst bei genauerer Untersuchung beider Dochte erkannte
ich den
eigentlichen
Unterschied:
Die Meterware
von Amazon war
lediglich reichlich
fester gewebt
als die
30cm-Stücke von
HADI. Es mag
daher wohl sein,
dass die Produktbeschreibung
bei Amazon falsch
war und es sich
bei der
Meterware um Kerzendocht
handelte. Das
wäre auch
sinnvoll, damit
der Docht in weichem
Wachs
nicht umknickt.
Also schaute ich
bei Amazon noch
einmal genauer
und stieß auch
tatsächlich auf
8mm Meterware
(sogar aus
deutscher
Produktion), die
sowohl
Baumwoll-Innenseelen
hatte, als auch
ganz locker
gestrickt war.
Eigentlich
bin ich nur auf die
Meterware ausgewichen,
weil die
Docht-Stückchen von
HADI mit ihren ca.
30cm für
Amarula-Flaschen zu
kurz waren.
Der Docht berührte
nach der Montage nicht
den Flaschenboden.
Für weitere Versuche
stiegen wir auf die
„sahnige Susi“
(einen Sahne-Likör)
um, da Amarula auf
Dauer doch reichlich
ins Geld ging.
Amarula schmeckte
hervorragend und war
etwas weniger
„schokoladig“ als
Baileys. Auch die
Idee, mit jeder
Flasche Amarula zur
Rettung von
Elefanten
beizutragen war sehr
löblich. Preislich
nahmen sich Amarula
und Baileys aber
nicht viel. Sie
lagen beide im obersten
Preissegment.
Schließlich besorgte
ich erstmal zwei
Flaschen „sahnige
Susi“, denn auch
diese Flaschen
würden nach
deren genüsslicher
Entleerung
prima Öl-Lampen
abgeben.
Wir
schickten uns an, die
Flasche "sahnige Susi"
allein "zu köpfen",
aber zum Glück kam Besuch
vorbei, der uns tatkräftig
und voller Genuss untersützte.
Es wurde ein schöner
Abend und schon bald
war die Öl-Lampe "Susi"
fertig.
„Nicht lang' schnacken,
Kopp' in 'n Nacken ..“
Ich wünsche euch großen
Genuss und viele
Aha-Effekte
bei der Herstellung von
Öl-Lampen,
|