8.1.1 Öl-Lampen aus alten Flaschen bauen

Erstellt ab 22.08.2021


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Meine Freundin Verena und ich trinken abends ab und zu ein Glas Wein. Auch ein Likörchen darf es hin und wieder sein.



Eines Tages quetschten wir uns durch die recht engen Gänge eines EDEKA-Marktes, um etwas zum Grillen zu kaufen. Dabei entdeckten wir einen Wein, der in bauchige 1-Liter-Flaschen abgefüllt war. Diese Flaschenform machte uns neugierig und wir legten eine Flasche des Weines zum Probieren in den Einkaufswagen.

An einem schönen Sommerabend saßen wir an meiner Wochenendhütte auf T3 und genossen den Wein, der uns auch sehr gut mundete. Schon bald war die Flasche leer und Verena hole eine kleine, mitgebrachte Lichterkette mit einem Kunststoffkorken (in dem die Knopfzellen für die LEDs verbaut waren) hervor und ließ die LED-Lichterkette in die inzwischen trockene und saubere Flasche gleiten.

Es war schon Abend geworden und wurde langsam dunkel. Sehr schön leuchtete ein Gewusel aus kleinen, grünen LEDs in der Flasche, die wir auf den ebenfalls gläsernen Campingtisch gestellt hatten. So hatten wir die Weinflasche in eine kleine Deko-Lampe umfunktioniert.
Aber das Glück währte nicht lange und die kleinen AG13-Knopfzellen (3 Stück in Reihe) waren verbraucht. Es war schon etwas enttäuschend, dass die Brenndauer der LED-Lichterkette doch eher kurz war.

Also nahmen wir die leere Weinflasche mit zu unserer Wohnung und stellen sie dort erstmal auf den Terrassentisch.
Auf einem Streifzug durch HADI (einem regionalen Schnäppchenmarkt) sah ich per Zufall kleine Päckchen mit Ersatzdochten für Campingzwecke auf einem „Grabbeltisch“ liegen. Mir fiel die schöne runde Weinflasche auf dem Terrassentisch ein und ich ging auch gleich hinüber zu den Regalen, um nach Lampenöl zu schauen.

Docht + Lampenöl + leere Flasche = Öl-Lampe

Die Idee, eine Öl-Lampe aus einer alten Flasche zu basteln war geboren. :-)

Zuhause angekommen hatte ich auch gleich die Möglichkeit erkannt, einen Lampenschirm selber zu drucken. Seit ein paar Monaten nämlich bin ich stolzer Eigentümer eines Elegoo-Mars-Pro-3D-Druckers. Dieser Drucker druckt mit Harz, welches bei Bestrahlung mit UV-Licht aushärtet.



Also setzte ich mich eines Abends in meine Werkstatt und begann, eine erste Idee mit meinem gemieteten 3D-CAD-Progamm SelfCAD zu zeichnen.



Während ich so zeichnete überlegte ich mir, den Dochthalter aus einem Stück M10-Gewindestange selber anzufertigen. Dazu schnitt ich ein etwa 4cm langes Stückchen von der Gewindestange ab, spannte es in meine kleine C1-Drehbank (Westfalia) und bohrte axial eine 5mm-Bohrung hinein. Nachdem ich alles schön entgratet hatte, drehte ich eine M10-Gewindemutter auf das „Gewinderöhrchen“ und fixierte diese Mutter bündig an dem einen Ende mit Schraubensicherungsmittel.



Ich probierte den Sitz dieses Konstrukts im Flaschenhals der Weinflasche, aber die M10-Mutter passte nicht hinein. Daher drehte ich die Mutter noch passend auf der Drehbank kleiner. Jetzt probierte ich, den Docht durch die Bohrung zu bekommen, aber das war fast unmöglich. Der Docht hatte einen Außendurchmesser von ca. 6mm und meine Bohrung hatte ich mit 5mm gebohrt. Ich hatte das extra so gemacht, damit der Docht etwas klemmt und hinterher im Betrieb der Lampe nicht heraus rutscht. Jetzt stellte sich also das Problem: „Wie quetsche ich den Docht in die Bohrung ?“



Die Lösung war ein Stückchen passenden Schrumpfschlauches. Diesen Schlauch steckte ich etwa zur Hälfte auf das Ende des Dochtes, so dass das andere Ende des Schrumpfschlauches leer blieb. Nach dem Erhitzen schrumpfte sich der Schlauch an dem einen Ende schön fest auf den Docht und das leere Ende schrumpfte deutlich kleiner als die 5mm der Bohrung zusammen. So erhielt ich also eine „Einführungsspitze“ und die Montage des Dochtes ging dann auch recht flott von der Hand.



Und fertig:




Diese so entstandene Dochthalterung konnte ich nun durch eine gedruckte Bohrung im Lampenschirmfuß stecken und mit einer zweiten M10-Gewindemutter fest verschrauben. Das kann extrem haltbar werden, wenn man auch die zweite Mutter mit etwas Schraubensicherungsmittel anschraubt.



Der Lampenschirmfuß und der eigentliche Lampenschirm werden nun zusammengeklebt. Hierbei hat sich Sekundenkleber (Cyan-Acrylat) sehr gut bewährt. Sekundenkleber klebt das Druckharz „wie Teufel“. Es entsteht dann eine „Lampenkopf-Einheit“ mit Dochthalterung und Docht.



Die ersten Lampenkopf-Einheiten waren so beschaffen, dass ich den Lampenfuß einfach locker (ca. 0,5mm bis 1mm Luft zwischen Druckobjekt und Flaschenhals) über den Flaschenhals stülpte. Damit das nicht so kippelte, war es nötig, den Lampenfuß so lang wie möglich zu drucken.



Zeitgleich kam ich auf die Idee, den Lampenfuß mit ein paar Formen (hier: Bohrungen) zu verzieren. Verena spendierte der Lampe noch einen Holz-Stern zur Zierde.

Später war mir die gestülpte Lampenkopf-Einheit aber irgendwie zu wackelig. Daher versuchte ich, an den Lampenfuß eine Art Klemmung zu drucken.

Der erste Versuch bestand einfach aus vier innen liegenden Noppen, die sich auf den Flaschenhals drücken sollten. Es zeigte sich aber, dass diese Noppen eine Handhabung beim Nachfüllen der Flasche (Kopf abziehen) sehr erschwerten, da sie stark klemmten.

Also setzte ich die Noppen auf federnde Zungen, die ich schön symmetrisch in den Lampenfuß eindruckte.



Aber diese „Feder-Noppen-Zungen“ waren leider sehr enttäuschend, denn einerseits konnte man den Lampenfuß jetzt einwandfrei auf den Flaschenhals „aufklicksen“, aber andererseits nur ein paar mal, da die Federzungen sehr leicht brachen.

Das Druckharz ist für solcherlei Anwendungen einfach zu hart und zu spröde.

Zwar habe ich im Handel schon ein Harz gesehen, welches flexibel aushärtet, aber das gab es nicht in transparent. Nun könnte ich zwar den Lampenfuß in schwarz drucken und den Schirm transparent, jedoch müsste ich dann das Druckbett jeweils beim Harzwechsel komplett akribisch säubern, oder ich müsste mir zwei Drucker hinstellen. Aber das lohnt nicht wirklich und wäre wohl übertrieben.

Also sinnierte ich über eine Methode nach, wenigstens das Gewinde eines Flaschenhalses irgendwie nutzen zu können, um den Lampenschirm einfach aufzuschrauben.

Wieder war es Verena, die mich auf eine weitere Idee brachte:

Nachdem wir eines Abends gemütlich eine Flasche Amarula geleert (und dabei laut Hersteller einen Elefanten gerettet) hatten, weichte Verena wie stets die Etiketten ab, trocknete die Flasche, stülpte das goldgelbe Bändchen wieder über den Flaschenhals und drehte den Stöpsel wieder auf die Flasche.

Und genau dieser Stöpsel löste die nächste funktionierende Idee aus:

Was wäre, wenn ich den nächsten Lampenfuß so druckte, dass dieser Stöpsel genau hinein passen würde ?

Nun, ich begab mich ans Werk, nahm meinen Mess-Schieber und druckte den Lampenfuß passend zum Amarula-Stöpsel.



Das funktionierte dann so, dass ich in den Schraubdeckel der Amarula-Flasche ein 12mm Loch bohrte und die Schaumdichtung heraus fummelte. In den Lampenfuß druckte ich eine Bohrung von 11mm hinein, so dass später bei der Montage des 10mm Röhrchens genügend Spiel ist. Ich achtete auch darauf, den Lack von der Deckeloberseite abzuschleifen, denn der Deckel sollte zusätzlich verklebt werden, damit er sich bei der Schraubbewegung nicht löste.

Ein erster Versuch mit Pattex Universalkleber transparent scheiterte, weil dieser Kleber nach der Aushärtung ein wenig geschmeidig blieb. Bessere Ergebnisse für die Werkstoffe „Blech“ und „Harz“ erzielte ich mit UHU-Hart für Kunststoffe. Dieser Kleber härtete genau so starr aus wie das Druckharz und schien daher besser mit den beiden recht starren Werkstoffen zu harmonieren.



So entstand also schließlich der erste richtige Amarula-Schraub-Lampenkopf, der aufgeschraubt auch eine gute Festigkeit beim Transport der fertigen Öl-Lampe bot.

Für die Versuche waren drei Flaschen Amarula nötig und Verena und ich genossen es, diese Flaschen zu leeren und dabei („so ganz nebenher“, laut Hersteller) auch noch weitere drei Elefanten gerettet zu haben.



Aber nicht nur die Kleberauswahl hatte so ihre Tücken, sondern auch die Beschaffenheit von Lampendochten:

Während die weiter oben erwähnten 6mm Camping-Dochte von HADI wohl eine gute Wahl waren, da sie gut saugten und auch eine ungefähre Saughöhe von bis zu 20cm schafften, war als 6mm Lampendocht angebotene Meterware (bei Amazon bezogen) der reinste Flop. Obwohl die beiden Dochte auf den ersten Blick völlig gleichartig aussahen, wies die Meterware von Amazon überhaupt keine nennenswerte Saugkraft auf. Die Flamme glimmte nur im Millimeterbereich vor sich hin und wies daher keine Leuchtkraft auf.

Erst bei genauerer Untersuchung beider Dochte erkannte ich den eigentlichen Unterschied:

Die Meterware von Amazon war lediglich reichlich fester gewebt als die 30cm-Stücke von HADI. Es mag daher wohl sein, dass die Produktbeschreibung bei Amazon falsch war und es sich bei der Meterware um Kerzendocht handelte. Das wäre auch sinnvoll, damit der Docht in weichem Wachs nicht umknickt.

Also schaute ich bei Amazon noch einmal genauer und stieß auch tatsächlich auf 8mm Meterware (sogar aus deutscher Produktion), die sowohl Baumwoll-Innenseelen hatte, als auch ganz locker gestrickt war.



Eigentlich bin ich nur auf die Meterware ausgewichen, weil die Docht-Stückchen von HADI mit ihren ca. 30cm für Amarula-Flaschen zu kurz waren. Der Docht berührte nach der Montage nicht den Flaschenboden.

Für weitere Versuche stiegen wir auf die „sahnige Susi“ (einen Sahne-Likör) um, da Amarula auf Dauer doch reichlich ins Geld ging. Amarula schmeckte hervorragend und war etwas weniger „schokoladig“ als Baileys. Auch die Idee, mit jeder Flasche Amarula zur Rettung von Elefanten beizutragen war sehr löblich. Preislich nahmen sich Amarula und Baileys aber nicht viel. Sie lagen beide im obersten Preissegment.

Schließlich besorgte ich erstmal zwei Flaschen „sahnige Susi“, denn auch diese Flaschen würden nach deren genüsslicher Entleerung prima Öl-Lampen abgeben.



Wir schickten uns an, die Flasche "sahnige Susi" allein "zu köpfen", aber zum Glück kam Besuch vorbei, der uns tatkräftig und voller Genuss untersützte.

Es wurde ein schöner Abend und schon bald war die Öl-Lampe "Susi" fertig.




„Nicht lang' schnacken, Kopp' in 'n Nacken ..“

Ich wünsche euch großen Genuss und viele Aha-Effekte bei der Herstellung von Öl-Lampen,






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