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5.1.10 Waschmaschinenflöte

Erstellt: 28.12.2009




Es gingen die Jahre ein und aus und ich sitze hier ja immer in meinem Bastelkeller. Eigentlich ist meine Frau ganz froh darüber, dass ich ihr nicht ständig auf die Nerven gehe. Aber ich dachte so, ich könnte sie trotz Schichtarbeit und Bastelkeller ein wenig unterstützen.

Da fiel mir auf, dass es doch erst einmal ganz günstig wäre, die fertig gewaschene Wäsche aus der Waschmaschine einfach mal aufzuhängen und die Maschine gegebenenfalls neu zu bestücken. Aber obwohl mein Bastelkeller genau neben dem Kellerraum liegt, in dem die Waschmaschine rumpelt, verpasste ich es stets, das Ende des Waschgangs zu bemerken.

Das kommt aber auch daher, dass die Waschmaschine kaum bis gar nicht zu hören ist. Und wenn ich dann hier in meiner "Bastellounge" auch noch schön NDR 2 höre, ist es ganz vorbei. Dann achte ich nicht mehr auf die Waschmaschine. Später beobachtete ich meine Frau ein wenig und bemerkte, dass sie öfters mal in den Keller steigt und nachschaut, ob die Maschine schon fertig ist.

Da dachte ich mir: "Das ist doch unnütz !"

Wenn sich die Maschine nach dem Programmende laut und deutlich melden würde, wären viele Unzulänglichkeiten gelöst und ich würde auch das Programmende der Maschine nicht ständig "verpennen". Zudem bräuchte meine Frau nicht unnütz in den Keller steigen, um festzustellen, dass die Maschine noch eine Viertelstunde braucht und dann wieder unverrichteter Dinge hinaufsteigen, um die Hausarbeit im Obergeschoss fortzusetzen.

Ok. So weit zur Vorgeschichte.

Ich dachte also zunächst daran, eine Picaxe direkt in die Waschmaschine einzubauen. Diese Lösung verwarf ich aber sehr schnell, denn was wäre, wenn die Maschine ausgewechselt werden würde ? Dann müsste ich ja wieder eine Picaxe in die neue Maschine einbauen. Auch ist es schlecht, die Maschine aufzuschrauben, selbst wenn man Fachmann ist. Schnell ist es mit der Garantie vorbei, besonders, wenn man an der Elektrik herumgefummelt hat.

Also verwarf ich die Lösung mit der fest eingebauten Picaxe. 

Ich überlegte dann, den Stromfluss mit einem Stromwandler, also einer Spule um den stromführenden Draht, zu messen und das Ergebnis dann mit der Picaxe auszuwerten. Aber das erschien mir doch etwas gewagt, denn eine Waschmaschine ist im Stromverbrauch extrem dynamisch.

Schließlich blätterte ich bei www.elv.de im Online-Katalog und fand, was ich suchte:




Eine Funk-Master-Slave-Kombination

Jetzt könnten die Schlaumeier ja sagen:

"Ja, mein lieber Freund, aber der Slave schaltet ja immer dann ein, wenn der Master Strom zieht. Wenn die Waschmaschine also steht, und das Programm beendet ist, schaltet der Slave doch auch ab ! Dann flötet das doch, wenn die Maschine läuft ... "

Nein, liebe Leute, diese Meinung ist falsch, denn diese Funk-Master-Slave-Kombination kann man programmieren und das Slave-Signal kann man invertieren. Dann schaltet also der Slave ein, wenn der Master aus schaltet.

"Oh", raunte mir µ-Contoller Bine ins Ohr, "da ist die Flöte ja schon fast fertig. Da braucht man ja in den Slave ja nur noch etwas Flötendes einzustecken..."

"Nein", meinte ich zu ihr und strich ihr sanft über den Rücken, "die Flöte benötigt eine Verzögerung und einen Ausschalttaster, damit man die Flöte im Maschinenstillstand nicht immer aus dem Slave ziehen muss..."

"Oh, Schatz", hauchte sie, "Du hast aber auch an alles gedacht..."

"Ja Babe", raunte ich cool, "auch machen Waschmaschinen in machen Programmen eine etwas größere Pause  zwischen den Trommelrotationen, bevor das Programm fortgesetzt wird...". "Genial", flüsterte sie, und wie soll jetzt dieses Verzögerungszeugs genau gemacht werden, Bärchen ?"

Nun, bevor mich µ-Controller-Bine noch völlig wuschig machte, erklärte ich noch ganz kurz, wie ich die Flöte gebaut hatte, die meine Frau morgen nachträglich zu Weihnachten geschenkt bekommen würde:

Zunächst betrachteten wir uns einmal den ultra-einfachen Picaxe-Schaltplan:

 


"Schick", hauchte Bine, "Du wirst noch einmal ein richtiger Künstler..."


Ich sagte nur knapp: "Babe, pass auf, jetzt zeige ich Dir das Programm dazu, dann wirst Du von der Einfachheit dieser Bastelei restlos überzeugt sein:






Zunächst wird erst einmal der Ausgang ausgeschaltet.

Dann wird die Wartezeit abgearbeitet, die die Flöte wegen der Dynamik der Waschmaschine benötigt.



Schließlich wird der Buchstabe "W" für "Waschmaschine" als Morsezeichen gemorst, damit niemand die Flöte mit den installierten Rauchmeldern verwechselt.

Morsezeichen für "W":




"Innerhalb der Morse-Schleifen kann man dann noch bequem den Stop-Taster abfragen."

"Ich weiß", sagte µ-Controller-Bine, "man sagt 'polling' dazu, der Eingang wird 'gepollt'...".

"Ja, Schatz", sagte ich, "...das Polling ist bei dieser Anwendung mehr als schnell genug."

"Wir sehen auch die Hauptschleife, die 201 mal durchlaufen wird, bevor sich das Gerät dann selber abschaltet."

"Ja", sagte µ-Controller-Bine, "... das ist gut, wenn Deine Frau mal einkaufen gegangen ist und die Waschmaschine inzwischen fertig gewaschen hat... ...besser hätte ich es auch nicht hinbekommen. Prima."






"Zeigst Du mir Deine Flöte mal ?", kicherte sie.

"Na, na ...  ... na gut ...", raunte ich und legte das Gerät auf den Tisch:








"Boah, sogar nach VDE", staunte sie.


"Schicken Rock hast Du da an", sagte ich noch, während ich die Bauteile in einen Geschenkkarton einpackte und den Karton nachträglich für meine Frau zu Weihnachten unter den Tannenbaum legte.



"Tschüß dann", rief µ-Controller-Bine noch über die Schulter, als sie aus dem Bastelkeller eilte,
"... ich muss wieder zur Uni, Du weißt doch, wir arbeiten gerade an diesem Marsprojekt... ".




"Ja, Tschüß, schau mal wieder rein...", rief ich noch...



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Ich wünsche viel Vergnügen beim Bau dieser Flöte,




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